

Mit scharfer Kritik reagiert SPÖ-Landtagsabgeordnete und Inklusionssprecherin Manuela Auer auf die jüngsten Entwicklungen im Sozialbereich rund um die Familienentlastungsgutscheine: „Die Landesregierung verlagert unter dem Deckmantel eines sogenannten Familienentlastungsmodells Betreuungstätigkeiten zunehmend weg von fachlich qualifizierten Einrichtungen hin in den privaten Bereich. Damit droht eine Aushöhlung professioneller Betreuungsstrukturen.“ In einer Anfrage an Landesrätin Rüscher fordert Auer daher umfassende Aufklärung über den geplanten Systemwechsel bei der Betreuung von jungen Menschen mit Behinderungen.
Land schiebt Verantwortung ab
Ausgangspunkt der SPÖ-Anfrage bildet eine Aussage von Landesrätin Rüscher, in der sie einräumte, dass die mobile Familienentlastung wegen Personalmangels in den Sozialeinrichtungen nicht wie gewünscht funktioniere. Caritas-Direktor Walter Schmolly entgegnete dem, dass die Nachfrage mit nur zwei bis drei zusätzlichen Vollzeitkräften gedeckt werden könnte. Zusätzlicher Kostenpunkt dafür rund 150.000 Euro. „Anstatt rasch zu handeln und zusätzliche Mittel für professionelle Dienste bereitzustellen, wie es Landesrätin Rüscher damals medienwirksam in Aussicht gestellt hatte, folgt nun jedoch ein Abschieben der Verantwortlichkeit in den privaten Bereich“, kritisiert Manuela Auer.
Private Betreuung nimmt zu
Eigentlich sollte die mobile Familienentlastung ein leistbares Unterstützungsangebot für die Freizeit bieten. Familien können dafür gegen einen geringen Selbstbehalt Betreuungsstunden in Form von Gutscheinen beim Land beziehen. Diese können dann bei den sozialen Einrichtungen im Land eingelöst werden. Künftig sollen diese Familienentlastungsgutscheine jedoch verstärkt im privaten Umfeld zum Tragen kommen. Die Betreuung werde damit vermehrt von Familienangehörigen geleistet werden, kritisiert Manuela Auer: „Damit spart das Land auf dem Rücken der betroffenen Familien wichtige Sozialausgaben und stellt sich klar gegen den Grundgedanken dieses wichtigen Angebots, nämlich Familien eine echte und professionelle Entlastung zu bieten.“
Belastung durch mehr unbezahlte Sorgearbeit
Mit ihrer Anfrage will Auer daher nun Klarheit darüber bekommen, wie viele Familien bisher von den Gutscheinen profitierten, wie viel Geld durch die geplante Reform künftig nicht mehr an professionelle Betreuungseinrichtungen fließen wird und, ob die Sozialeinrichtungen die dringend benötigten finanziellen Mittel zum Ausbau der Betreuungskapazitäten erhalten. „Es braucht dringend echte Unterstützung für die Betroffenen und deren Familien und nicht noch mehr Belastung durch unbezahlte Sorgearbeit“, so Manuela Auer. Wenn Omas, Tanten oder Nachbarinnen nun für die Betreuung einspringen müssten, verschärfe das den Gender-Care-Gap zusätzlich, kritisiert die SPÖ-Landtagsabgeordnete. Sie fordert daher einen Stopp der geplanten Umstellung und ein klares Bekenntnis zur qualitätsvollen, professionellen Betreuung von Menschen mit Behinderungen in Vorarlberg.