Die Bildungslaufbahn von Kindern in Österreich ist nach wie vor stark abhängig vom Einkommen der Eltern. Bildung wiederum entscheidet stark über die weiteren Chancen im Leben. Für Kinder aus Haushalten mit wenig Einkommen bedeutet das einen großen Nachteil. Besonders stark wird der Zusammenhang von Einkommen und Bildungschancen dann ersichtlich, wenn ein Kind Nachhilfe benötigt. Das alljährliche AK-Nachhilfemonitoring dokumentiert in seinen aktuellsten Zahlen, dass Vorarlberger Eltern im vergangenen Schuljahr rund neun Millionen Euro für Nachhilfe ihrer Kinder ausgegeben haben. Im Durchschnitt wurden pro Kind, das Nachhilfe benötigt, 790 Euro ausgegeben. Diese Zahlen zeigen, wie eng Bildungschancen und Geldbeutel miteinander verknüpft sind – und dass das Ziel der Chancengleichheit in unserem Bildungssystem noch lange nicht erreicht ist.
Wenn Kinder auf private Nachhilfe angewiesen sind, heißt das im Umkehrschluss, dass die Schulen zu wenig Zeit, Personal oder Ressourcen haben, um Lernrückstände innerhalb des Systems auszugleichen. Förderstunden gibt es zwar vielerorts, doch sie reichen nicht aus, um Benachteiligungen tatsächlich zu kompensieren. Familien mit weniger Einkommen geraten so in einen unfairen Kreislauf: Wer Nachhilfe braucht, sie sich aber nicht leisten kann, bleibt zurück.
Andere Bundesländer zeigen, dass es auch anders geht. Im Burgenland etwa wird schulische Lernhilfe gezielt und kostenlos direkt an den Schulen angeboten. Lehrkräfte unterstützen dort Kinder, die Aufholbedarf haben – niederschwellig, ohne Stigma und mitten im Alltag der Schule. Im vergangenen Schuljahr wurden dort über 20.000 Nachhilfestunden abgehalten – kostenfrei für die Familien. Ein solches Modell stärkt Bildungsgerechtigkeit und entlastet Familien finanziell.
Vorarlberg braucht eine ähnliche Lösung: ein Bildungssystem, das allen Kindern faire Chancen bietet, unabhängig von Einkommen oder Herkunft. Der Lernerfolg darf nicht am Geld scheitern. Einen entsprechenden Antrag unserer Fraktion im Jahr 2023 haben die damaligen Regierungsfraktionen im Landtag leider abgelehnt. Aus unserer Sicht wäre es aber heut noch dringender notwendig als damals, ein solches Modell auch in Vorarlberg zu etablieren. Wir sind der Überzeugung, dass dies ein notwendiges Modell ist, solange das Ziel, die Gemeinsame Schule in ganz Vorarlberg einzuführen, noch nicht umgesetzt wurde.